Tief im Herzen der Bergwelt von Montenegro ist das Kloster Ostrog zu Hause. Erhaben ragt das Kloster im schneeweißen Farbton aus dem Fels hervor. Heute ist kaum noch vorstellbar, dass die Menschen in der Vergangenheit den 900 Meter langen Weg zu dem Gotteshaus ausschließlich barfuß zurücklegen mussten. Doch heute haben sich die Zeiten geändert. Wer eine Anfahrt mit dem Auto auf der etwa fünf Kilometer langen Serpentinenstraße bevorzugt, kann diese Option auch gern wählen.
Ein Besuchermagnet für Pilger
Heute ist das Kloster Ostrog eines der bedeutungsvollsten Klöster der serbisch-orthodoxen Kirche, zu dem Pilger aus aller Welt strömen. Reisende, Touristen und Anhänger beeindruckender Architektur wissen die außergewöhnliche Bauart des Gotteshauses mitten in einem Felsen zu schätzen. Schließlich sieht man ein Kloster wie dieses nicht alle Tage, das inmitten einer Höhle in einer Felswand erbaut wurde.
Die Geschichte vom Kloster Ostrog
Das Gründungsjahr des montenegrinischen Sakralgebäudes geht auf das Jahr 1656 zurück. Damals wurde das Gotteshaus von Vasilije Jovanovic ins Leben gerufen. Der serbische Heilige fand in der Ortschaft Ostrog ein neues Zuhause, nachdem türkische Besetzer ein Kloster in Tvrdor zerstörten. Diese Gefahr sollte durch die besondere Bauweise des Klosters Ostrog vermieden werden. Damit den Türken ein Angriff weitgehend erschwert wurde, wurde der Sakralbau nicht nur auf einer Höhe von 900 Metern angelegt. Indem das Gotteshaus direkt in die Felswand gebaut wurde, war der Zugang zu dem Prachtbau wesentlich erschwert.
Verschiedene Möglichkeiten der Anreise
Heute ist das Kloster Ostrog einer der beliebtesten Touristenmagneten in ganz Montenegro, bei dem bereits die Abfahrt erlebnisreiche Momente verspricht. Eine kurvenreiche und fünf Kilometer lange Straße bahnt sich auf engem Terrain ihren Weg zu dem Haus. In einigen Bereichen ist die Straße sogar so eng, dass zwei Autos nur unter erschwerten Bedingungen aneinander vorbeikommen. Die Serpentinen-Straße endet an einem großen Parkplatz, der sich direkt vor dem Kloster Ostrog befindet. Eine weitere Option für eine Anreise ist ein Wanderweg, der direkt durch den Wald führt. Dieser Wanderweg ist im Vergleich zur Serpentinenstraße wesentlich kürzer. Wer Wandererfahrung hat und über ausreichend Kondition verfügt, kann diese Distanz binnen 25 Minuten zurücklegen. Für viele Pilger ist es Herzenssache, dass sie das Kloster Ostrog zu Fuß erobern. Auf keiner anderen Strecke als auf dem Fußweg ist die Erhabenheit dieses Ortes so intensiv zu spüren. Zahlreiche Besucher möchten sich sogar historischen Ritualen besinnen und laufen barfuß zum Kloster: welch eine “gefühlsechte” Erfahrung!
Zwei Klosterbereiche in einem Komplex
Der Gebäudekomplex setzt sich aus einem oberen und unteren Kloster zusammen. Das untere Kloster Ostrog wurde dem verbleibenden Gebäude erst im 19. Jahrhundert nachträglich hinzugefügt. Dieser Teilbereich setzt sich aus der Klosterherberge, der Kirche der Dreifaltigkeit sowie einer religiösen Schule zusammen. An diesen Orten treffen Gläubige nicht nur regelmäßig für Gottesdienste aufeinander. Zugleich werden im unteren Kloster Hochzeiten und Taufen abgehalten. Der obere Teil des Klosters Ostrog besteht aus zwei kleinen Kirchen, die in den Höhlen erbaut wurden. Eines dieser Gotterhäuser verbirgt bis heute die Überreste des Heiligen Vasilije. In dieser Grabstätte hat der Erbauer des Sakralgebäudes seine letzte Ruhe gefunden. Der Gläubige lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1671 an diesem Ort.
Ein Blick auf die Reliquien von Vasilije
Mit etwas Glück ist der Abt auf einer Klosterführung bereit, die Tücher des Sargs zu entfernen und den Deckel zu öffnen. Der Sarg befindet sich in einem kleinen gedrungenen Raum, in dem der Sarg die komplette Längsseite einnimmt. Vermutlich wird es keinem Besucher verborgen bleiben, dass die letzte Ruhestätte von Vasilije für heutige Verhältnisse recht klein ist. Dennoch sind die mumifizierten Reliquien des Heiligen in allen Details gut erkennbar.
Legenden ranken sich um den Erbauer des Sakralgebäudes
Heute sind die Reliquien des Heiligen Vasilije ein Heiligtum. Schenkt man einer Legende Glauben, bat der Heilige Vasilije den Bischof in seinen Träumen mehrmals darum, wieder ausgegraben zu werden. Weiter – so heißt es – erfüllten die Mönche dessen Wunsch und nahmen seinen Leichnam unversehrt aus dem Grab. Heute wächst an dem Ort, an dem der Heilige gestorben ist, eine Weinrebe aus dem Felsen. Dieser Anblick grenzt im Kloster Ostrog an ein Wunder. Schließlich gibt es in dem Fels überhaupt keine Erde, auf dem Pflanzen gedeihen können. Ein Schicksalsjahr ereignete sich 1942. Während des Zweiten Weltkriegs warfen Faschisten eine Bombe auf das Haus. Diese Bombe zerbrach zwar in zwei Teile, explodierte jedoch nicht. Dieses Ereignis gilt ebenfalls als Beweis für die Heiligkeit von Vasilije. Deshalb wird die Bombe bis zum heutigen Tage in dem Kloster aufbewahrt.
Eines der am häufigsten besuchten Heiligtümer der Welt
Aus diesen Gründen betrachten nicht nur Orthodoxe das Kloster Ostrog als Heiligtum. Gläubige aus aller Welt sind sich der Heiligkeit dieses Ortes bewusst. Christen kommen aus allen Ländern dieser Welt an den heiligen Ort, um sich vor den Gebeinen des Heiligen zu verneigen. Zudem nutzen sie die Gunst der Stunde, um sich Heilung für Körper und Geist zu erbitten. Ein besonderes Ereignis ehrte den Erbauer des Klosters im Jahr 1996 auf spezielle Weise. Damals wurden die Gebeine des Heiligen sogar beim traditionellen Osterumzug in Trebinje befördert. Seit vielen Jahren ist das Gotteshaus eines der am häufigsten besuchten Heiligtümer weltweit. Ob die Legenden nun der Wahrheit entsprechen oder nicht, kann natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Dennoch herrscht in der Grabkammer des Klosters Ostrog eine Atmosphäre, die auf jeden Besucher eine magische Anziehungskraft ausübt. Auf zauberhafte Weise fühlt sich jeder Gast mit diesem heiligen Ort verbunden.