Gospa od Škrpjela, ist ein Ort in Montenegro, der auf seine Besucher eine magische Anziehungskraft ausübt. Idyllisch ragt das Inselchen vor der kleinen Küstenstadt von Perast aus dem Wasser: bereits dieser Anblick lässt Urlauberherzen höher schlagen. Doch das benachbarte Eiland der Insel Sveti Đorđe ist nicht nur durch seine malerische Lage im Herzen der wunderschönen Bucht von Kotor ein Blickfang, der noch Jahre später sehnsüchtige Erinnerungen weckt. Die Gospa od Škrpjela ist kulturell und naturlandschaftlich so wertvoll, dass das Eiland mittlerweile sogar UNESCO Weltnaturerbe verewigt wurde.
Eine künstlich aufgeschüttete Insel
Es kostet Sie nur wenige Euros, um per Boot auf die kleine Kircheninsel zu gelangen. Es ist bei Weitem kein Zufall, dass das Eiland an genau dieser Stelle aus dem Wasser ragt. Schließlich ist die heutige Herberge eines Gotteshauses künstlich aufgeschüttet worden. Dennoch ist die Entstehung der Insel zu weiten Teilen dem Zufall geschuldet. Denn in der Tat setzen sich mehrere Felsbollwerke und mit Steinen beladene gesunkene Schiffe auf dem Boden ab. Durch diese traurige Entwicklung wurde die Geburtsstunde der Gospa od Škrpjela eingeleitet.
Eine sagenhafte Legende
Bis heute rankt sich um die Gospa od Škrpjela eine Legende, in deren Mittelpunkt ein Seemann steht. Es heißt, dass er an der heutigen Position der Insel einst eine Ikone der Heiligen Gottesmutter fand. Diese Frau trug der Seemann zu einem erkrankten Fischer, der durch den Kontakt mit der Gottesmutter eine sofortige Heilung erlebte. Dieses Ereignis nahmen andere Seefahrer als Anlass, um nach jeder geglückten Heimkehr einen Stein auf dem Felsen zu positionieren. Dadurch wuchs der Steinhaufen stetig an – bis die Insel letztendlich so groß war, dass eine Kirche darauf erbaut werden konnte. Diese im 15. Jahrhundert entstandene Ikone thront heute auf einem bildschönen Altar, der aus puderweißem Carrera-Marmor von einem Architekten aus Genua im Zentrum des Gotteshauses angefertigt wurde. Bis heute sind sich Besucher der Kirche sicher, dass es Glück bringt, den hinter dem Altar aufgebauten Ursprungsstein zu berühren. Auf diesem Stein wurde einst die Ikone gefunden.
Blick ins Geschichtsbuch
Im Jahr 1452 schrieb die Gospa od Škrpjela Geschichte. Zur damaligen Zeit war das Gotteshaus mit der deutschen Übersetzung “Maria vom Felsen” die erste serbisch-orthodoxe Kirche, die auf der künstlich erschaffenen Insel erbaut wurde. Das heute auf dem Eiland thronende römisch-katholische Sakralgebäude ist ein Bauwerk aus dem Jahr 1632, das im 18. Jahrhundert mit hohem Aufwand renoviert und ausgebaut wurde. Im selben Jahrhundert wurde das Gotteshaus um 1736 dem Bischof von Kotor namens Ivan Zanobetti geweiht. Augenweiden des einschiffigen Kirchgebäudes mit byzantinischen Stilelementen sind die elf Meter breite Kuppel und der stilvolle Glockenturm. Über beiden Bauelementen ragt ein himmelblaues Dach, das sich über der Küste von Perast zu erheben scheint.
Der Innenraum: ein Sammelsurium an kostbaren Gemälden
Der Innenraum der Kirche lässt die Herzen von Kunstkennern höher schlagen. Im Interieur sind etwa 70 ansehnliche Gemälde ausgestellt, die die Handschrift des bekannten barocken Künstlers Tripo Kokolja tragen. Der Meister aus Perast erschuf die Kunstwerke im 17. Jahrhundert. Auf den Bildern sind Szenen des Lebens der Jungfrau Maria abgebildet. Besonders spektakulär ist die zehn Meter große Malerei mit dem Titel “Tod der Jungfrau”. Dieses Meisterwerk sticht unter allen Gemälden hervor. Weitere Bilder wurden von mehreren italienischen Künstlern oder dem aus Kotor stammenden Lovro Dobričević erschaffen. Der fantastische Wandteppich ist ein Werk der in Perast tätigen Künstlerin Jacinta Kunić-Mijović. Dieser kreative Freigeist benötigte unglaubliche 25 Jahre, um die Stickarbeit anzufertigen – genau die Zeit, in der sie auf die Rückkehr ihres Angebeteten wartete. In diesen wundervollen Wandteppich sind nicht nur Fäden aus Silber und Gold eingearbeitet. Außerdem wertete die Künstlerin den Teppich mit Strähnen ihres eigenen Haares auf.
Museen und Traditionen
Unmittelbar an das Gotteshaus schließt sich ein kleines Museum an. In dieser Ausstellung erhalten Besucher spannende Einblicke in die Historie der Gospa od Škrpjela. Bis heute sind Einheimische sehr darum bemüht, dass das umliegende die Wasser die Insel nicht dem Boden gleichmacht. Aus dem Grund wird einmal im Jahr das traditionelle Felsenwerfen veranstaltet. Dieses Ereignis findet jeweils am 22. Juli während der Feierlichkeit “fašinada” statt. Bei diesem Fest ist es Tradition, dass Einheimische Steine ins Meer werfen, damit sich die Inselfläche auch zukünftig vergrößert. Auch in der Kunst hat das Eiland zusammen mit seiner Kirche Spuren hinterlassen. Einst ließ sich der Maler Arnold Böcklin vom Anblick der Gospa od Škrpjela für sein Werk “Toteninsel” inspirieren.